PAK LAMBERT ROLLE

27.03.1953 - 21.12.2020


Er hat unser Leben bereichert



Lambert war ein außergewöhnlicher Mensch, ein selbstbestimmter Mann voller Lebensfreude und Tatendrang, kreativer Ideen und überraschender Pläne. Jeder, der mit ihm gearbeitet hat oder um die Häuser gezogen ist, mit ihm politisch aktiv oder auf unserem Globus unterwegs war, gemeinsam Pläne geschmiedet oder leidenschaftlich über Gott-und-die-Welt diskutiert hat, kann es bestätigen.

Als Ende 2019 klar wird, dass ihm ein aggressiver Krebs nicht mehr viel Zeit lässt, fühlt er sich sogleich befreit von der Unsicherheit und weiß was zu tun ist. Statt sich mit dieser lebensgefährlichen Krankheit zu befassen bricht er noch vor Weihnachten zu einer letzten großen Tour um die Welt auf. Ein dreiviertel Jahr reist er durch Laos, Thailand, Indonesien und die USA, zunehmend dorthin, wo noch etwas zu erledigen ist. Anfang Februar organisiert er eine große Abschiedsparty auf Bali und freut sich dieses noch vor den Reisebeschränkungen durch Covid-19 geschafft zu haben. Nun ist er sich sicher die richtigen Leute gefunden zu haben, die seine Projekte fortführen.
Nach seinem Besuch bei der Schwester in Texas quartiert er sich im Frühjahr in das Gästehaus seiner Freundin Rosi an der kalifornischen Küste ein, stellt sein Leben auf den Prüfstand und zieht Bilanz. Erstmals lebt er alleine ohne große Projekte, schöpft in der Ruhe neue Lebenskraft und findet zu sich.
Ein letztes Mal reist Lambert für drei Monate nach Bali, wo er trotz aller Unstetigkeit Wurzeln schlagen konnte. Seine große Liebe gilt Ubud. Noch immer träumt er davon, diesem Ort Impulse zu geben, damit er mit einem verkehrsberuhigten Zentrum neue Strahlkraft erlangt.
Die Jahre, die er hier verbracht hat, haben ihn verändert, haben ihm Gelassenheit und Zuversicht geschenkt und die Gewissheit, dass sich alles zum Guten wenden wird.
Er nimmt Abschied von der Ladybamboo. Hier hat er zusammen mit seiner ganz großen Liebe, seiner bezaubernden Frau Reki, gelebt, die leider viel zu früh gestorben ist. Er hat um sie getrauert und ihr mit einem Film ein Denkmal gesetzt. Gemeinsam haben sie in Ubud über viele Jahre Gäste betreut und ihnen mit Kochkursen wie E-Bike-Touren die Kultur des Landes nähergebracht. Nun lernt er bei seinem letzten Besuch noch eine für ihn wichtige und richtige Frau kennen, Tira Triyana.
Seither hat er alles in zuverlässige Hände übergeben soweit es in dieser Pandemiezeit möglich ist: Die Ladybamboo-Familie hat eine stabile Basis erhalten, damit der Spirit der Anlage in den Händen vertrauensvoller Menschen fortleben kann und heilende Angebote für Gäste im Zentrum stehen. Lambert lag es am Herzen, dass sich Ubud positiv weiterentwickelt, und die Krise als Chance genutzt wird, dieses spirituelle Zentrum Balis wieder mit seinem ursprünglichen Geist zu erfüllen, es zu reinigen und die Wunden zu heilen, die der unkontrollierte Massentourismus hinterlassen hat.

Ein Macher wie er kapituliert selbst vor seiner eigenen unheilbaren Krankheit nicht. Da er weiß, dass es kein Entrinnen gibt, organisiert er seine letzte Lebensphase genau so wie er es möchte. Er macht das Sterben selbst – wie er sagt – noch zum Genuss und ist froh, dass er die Altersgeschichte nicht erleben muss. Dank der Unterstützung von Dessy, Elke, Bapak Jo und anderer Freunde kann er die letzten Wochen so verbringen, wie er sie sich wünscht. Sein Leben ist abgerundet. Er hat seine Zeit gehabt, nichts verpasst und alles gemacht was er wollte. Obwohl er am Ende nichts mehr erwartet überrascht ihn positiv, was ihm in dieser Zeit noch passiert. Er ist bereit zu gehen, Reki in der Erwartung zu folgen sich wieder mit ihr zu vereinigen.

Lambert war nur wenige Tage jünger als ich. Es wäre schön gewesen, wenn er an meinem Grab eine aufmunternde Rede hätte halten können. Nun ist es an mir von ihm Abschied zu nehmen, ihm für die interessante gemeinsame Zeit zu danken und ihm Zuversicht auf der letzten großen Reise zu wünschen.

Renate Loose